Wie wir sie verstehen und nutzen können, authentisch und ohne schlechtes Gewissen.
In Zeiten von flachen Hierarchien, umgangssprachlichen Emails und dem Vormarsch der Digital Natives könnte man meinen, dass Status und Macht keine Rolle mehr spielen. Aber das ist eine Illusion. Wer darauf hineinfällt, verspielt wichtige Chancen im Business Alltag.
Früher war klar, wer „der“ Chef war: Ein älterer Herr mit grauen Schläfen, Massanzug und einer Donnerstimme. Soweit das Klischee. Heute zittern die älteren Herren um ihre Jobs, weil sie von den verschiedenen Computerprogrammen überfordert sind und kein Wort von dem verstehen, was die Jungen da in den Projektmeetings erzählen.
Aber nur, weil Macht heute nicht mehr so offensichtlich daherkommt, heisst das noch lange nicht, dass sie verschwunden ist. Wir brauchen sensiblere Fühler, um sie zu erkennen und sie für uns zu nutzen. Status- und Revierdenken gehören zur Menschheit wie das Amen zum Gebet. Was für Männer ganz selbstverständlich ist, gehört für uns Frauen oft auf die schwarze Liste. Wir wehren uns gegen Konkurrenz und schwören auf Kooperation. Aber was, wenn sich diese beiden gar nicht ausschliessen?
Das Verleugnen von Machtgefügen führt nicht dazu, dass diese verschwinden.
Also freunden wir uns besser damit an und nutzen sie für unsere Ziele. Macht ist nicht gut oder böse. Macht ist neutral. Wir können sie für das einsetzen, was wir erreichen wollen. Keine Macht zu haben, fühlt sich – naja, machtlos an. Und das ist kein schönes Gefühl. Mitreden können, gehört werden, entscheiden und Verantwortung tragen, das sind die Vorteile, wenn wir unsere Möglichkeiten kennen und ausschöpfen.
Wie zeigt sich also Macht in einer modernen Unternehmenskultur? Ein physisches Revier ist immer noch am einfachsten zu erkennen. Wenn sich dein Kollege salopp auf deinen Schreibtisch setzt oder wenn er seine Unterlagen auf deinem Platz deponiert. Es zeigt sich darin, wieviel Platz wir einnehmen und wieviel wir anderen zugestehen. Wir Frauen sind ja sehr gut darin, uns schmal und platzsparend hinzusetzen. Wenn jemand den Meetingraum betritt, rutschen wir schnell zur Seite und rücken enger zusammen. Es macht uns auch nichts aus, den Eckplatz am Tisch zu nehmen oder den bei der Türe, also die schlechteste Position im Meeting. Und dann wundern wir uns, dass uns niemand zuhört.
Entgegen aller Vorannahmen reden Frauen in Meetings viel weniger als Männer. Erst wenn wir sicher sind, dass der Beitrag wertvoll, durchdacht und fachlich korrekt ist, machen wir den Mund auf. Oft kommt es dann gar nicht mehr soweit, weil das Thema längst abgeschlossen ist. Also auch mit der Sprache nehmen wir meist weniger Raum ein als unsere Kollegen. Wir sind effizient, bringen hoch konzentrierte Informationen ein und verzichten auf Selbstlob, da die Leistung für sich selber sprechen sollte. Tut sie aber nicht.
Studien zufolge hängt unser berufliches Vorwärtskommen nur zu läppischen 10% von der Leistung ab.
Was zählt ist unsere Positionierung im Unternehmen. Und die erreichen wir nur durch bewusstes Selbst-Marketing. Was nutzt es, einen tollen Job zu machen und niemand erfährt davon? Noch ein tolles Dokument verfassen, noch ein paar Franken einsparen. Aber wenn wir unsere Erfolge nicht publik machen, dann profitiert zwar das Unternehmen, aber nicht unsere Karriere. In sehr seltenen Fällen werden wir „entdeckt“. Wir Frauen erwarten halt unbewusst noch oft, dass man uns die Türe zum Chefbüro aufhält, aber das passiert selten.
Internes Networking ist der Schlüssel zu spannenden Aufgaben, wichtigen Projekten und heissen Informationen. Wir müssen nicht durch die Gegend laufen und von unseren Heldentaten berichten, sondern einfach Beziehungen pflegen. Und zwar mit den richtigen Personen. Schlüsselpersonen, die selber über eine gewisse Macht verfügen. Durch genaue Beobachtung finden wir heraus, wer wieviel zu sagen hat und dann setzen wir uns in der Kantine neben diese Person. Oder wir plaudern an der Kaffeemaschine eine Minute lang über den Urlaub.
Selbst-Marketing ist etwas, das wir bereits in uns tragen und das nur freigeschaufelt werden muss von Vorurteilen, falscher Bescheidenheit und einschränkenden Denkmustern. Es ist eine Investition mit hoher Gewinn-Garantie.
In meinem Coaching Programm Be a Leader! erarbeiten wir unter anderem genau das: Strategien, wie wir authentisch bleiben können und trotzdem sichtbar werden. Wie wir starke Persönlichkeiten werden und als solche wahrgenommen werden. Mehr Infos hier.
Verena Tschudi ist Coach für Karriere und Leadership. Sie ist die Herausgeberin des Podcasts LEVEL ME UP! und inspiriert ihr Publikum für mehr Erfolg und Erfüllung im Job.
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